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Future Skills – was wir können müssen, damit die Zukunft nicht zur Bedrohung wird.

Ob uns Maschinen die Arbeit wegnehmen, ist eine gesellschaftliche Frage, keine technologische. (Bild GDI)

Als Zukunftsforscher werden mir naturgemäss oft Fragen zum Morgen gestellt. Werden uns Maschinen die Jobs wegnehmen? Müssen wir uns vom Konzept der Privatsphäre verabschieden? Welche Langzeitfolgen wird die Corona-Krise haben? Oft geht es darum, wie wir uns auf Bedrohungen vorbereiten sollen. Die Zukunft erscheint dabei als eine Art dunkle Wolke, bei der man hofft, sie möge sich nicht ausgerechnet über uns entleeren.

Auch in der Studie «Future Skills – Vier Szenarien für morgen und was wir dafür können müssen» haben wir am Gottlieb Duttweiler Institut mögliche Zukünfte formuliert und uns überlegt, welche Kompetenzen für diese Zukünfte notwendig sind. Wir gingen aber noch weiter. «Future Skills» bedeutet in dieser Studie nicht nur, auf zukünftige Gegebenheiten reagieren zu können. «Future Skills» umfasst hier auch die Fähigkeit, die Zukunft aktiv zu gestalten: entscheiden zu können, welchem Szenario die Zukunft am meisten ähnlich sein soll. Denn ob uns Maschinen die Arbeit weg- oder abnehmen, ist eine gesellschaftliche Frage und nicht technologisch determiniert.

Zukunft als Gemeinschaftsprojekt

Diese Zukunftsgestaltung geschieht vor allem gemeinsam. Als Gesellschaft gestalten wir den Arbeitsmarkt. Dem Individuum bleibt lediglich der Versuch, sich darin zu arrangieren. Die Gestaltbarkeit der Zukunft wird bei uns jedoch oft nicht erkannt, weil die Zukunft zu etwas wurde, was sich hauptsächlich im Privaten abspielt: Karriere- oder Urlaubsplanung, Familiengründung, Selbstoptimierung. Nicht die Gesellschaft ist das Projekt, an dem man arbeitet, sondern der eigene Körper, das persönliche Wohlbefinden. Insofern ist Margaret Thatchers berühmtes Diktum «There is no such thing as society» auch eine Absage an die Zukunftsgestaltung.

Lange Zeit scheint diese individuelle Nutzenmaximierung als Nebeneffekt tatsächlich den Wohlstand für die meisten gemehrt zu haben. Mit der Klima-Krise, wie auch aktuell mit der Corona-Krise, stösst dieses Modell jedoch an Grenzen. Es wird klar, dass wir nicht nur für uns selber verantwortlich sind, sondern auch für das Wohlergehen unseres direkten Umfeldes, des ganzen Planeten und auch zukünftiger Generationen.

«Die Corona-Krise wäre ein idealer Zeitpunkt dafür, uns nicht ausschliesslich als Individuen, sondern vermehrt wieder als Teil einer Gesellschaft zu verstehen, für die wir Verantwortung tragen.»

Die Pandemie als gemeinschaftliche Wirksamkeitserfahrung

Die Pandemie hat uns nicht nur unsere gegenseitige Abhängigkeit aufgezeigt. Sie hat auch demonstriert, wozu wir in der Lage sind, wenn wir uns als verantwortungsvolle Gesellschaft verstehen. So haben wir die Krise bisher weit besser gemeistert als polarisierte Gesellschaften wie etwa die USA. Die Corona-Krise wäre also ein idealer Zeitpunkt dafür, uns nicht ausschliesslich als Individuen, sondern vermehrt wieder als Teil einer Gesellschaft zu verstehen, für die wir Verantwortung tragen. Damit könnten wir auch unsere gefühlte Hilflosigkeit der Zukunft gegenüber überwinden und wieder anfangen, Pläne für die Zukunft zu schmieden.

Jakub Samochowiec

Jakub Samochowiec

ist Senior Researcher am Gottlieb Duttweiler Institut. Der promovierte Sozialpsychologe analysiert gesellschaftliche, wirtschaftliche und technologische Veränderungen mit den Schwerpunkten Entscheidung, Alter, Medien und Konsum. (Foto: GDI, Sandra Blaser)

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